Rede des Herrn Pastor für Gerd Krause

Liebe Iris, liebe Familie und Freunde,

Was soll ich über Gerd sagen? So habe ich Dich gefragt, Iris. Und Du hast die Antwort gegeben: Alles Gute, was Du über Gerd sagst, kann nicht falsch sein.”

Ja, in der Tat: Gerd war ein gutmütiger, friedliebender und hilfsbereiter, eben ein liebenswürdiger Mensch. So haben wir Gerd gekannt, der ab März 2003 hier in Weywertz eine neue Heimat gefunden habt.

Geboren wurde Gerd vor 67 Jahren, am 19. März 1953, Fest des hl. Josef, des Arbeiters, der wie Gerd ein Handwerker war. Geboren in Peckelsheim, ein Ortsteil von Willebadessen in Ostwestfalen als 3. von 5 Kindern der Eheleute Gerhard Krause und Änne Bauer.

Gearbeitet hat Gerd als Elektrotechniker bei Thyssen-Schachtbau, fast 30 Jahre unter Tage (Grubenlicht) bis zu seiner Pensionierung 2005. Zwei Jahre vorher hat er sich mit Iris in Weywertz sesshaft gemacht und sich hier engagiert, tatkräftig als Schriftführer im Verkehrsverein, sowohl was die Website anbetrifft als auch das handwerkliche, zuletzt am neuen Vereinshaus. Am 22. Januar trat die Krankheit in sein Leben, ein Auf und Ab, ein Hoffen und Bangen und zuletzt, die letzten 14 Tage die Palliativpflege im Hospiz Mechernich, wo er gut aufgehoben war und wo Ihr noch am Mittag bei ihm gewesen seid.

Vielleicht kann die Arbeit eines Bergmannes wie GERD einer war, der zum Einen immer im Ruhrgebiet gelebt hat, bevor es ihn im März 2003 in die Eifel verschlug, und davor im Bergbau gearbeitet hat, uns in die Dimensionen von Tod und Leben hineinführen, in dem wir einiges dieser Arbeit gleichnishaft deuten.

Der Bergmann begibt sich in ein dunkles Gebiet. Er weiß nicht, was vor ihm liegt. Er geht bekannte Stollen jeden Tag wieder, aber wenn es darum geht, die Wege weiterzutreiben, so ist das immer ein Wagnis, ein Weg ins Unbekannte. Mag es auch in unserem Leben nicht immer so dunkel sein, doch dieser Weg ins Unbekannte liegt doch auch immer vor uns. Wir wissen nicht, was der nächste Tag bringt, was die nächste Stunde bringt. Wir können es ahnen, wir planen es auch, aber was wirklich wird, das wissen wir nicht.

Aber wir müssen gehen, so wie der Bergmann seinen Stollen voranzutreiben hat, vor allem auch dann, wenn es um uns herum so dunkel ist. Es braucht das Vertrauen, das ich nicht in mich und meine Fähigkeiten setzte, sondern in Gott der mich in dieses unbekannte Gebiet begleiten wird. Ich bin auf meinem Weg ins Unbekannte, auf meinem Weg in diesem Dunkel nicht allein, ich gehe meinen Weg mit einem Gott, der mich auf diesem Weg auch führt und trägt, wo ich alleine es nicht mehr schaffe.

Der Weg nach vorne war für die Bergleute immer etwas gefährliches, aber auch etwas, worüber sie nachdachten, um sich und andere nicht zu gefährden. Der nächste Schritt nach vorne musste überlegt werden, es müssen Sicherheitsmaßnahmen überdacht werden, damit Menschen nicht zu Schaden kommen. Für mich liegt auch darin etwas von der Weisheit Gottes. Gott führt uns dazu, unser Leben und Handeln zu überdenken. Nicht der Trieb jetzt einen bestimmten Weg zu gehen, koste er was es wolle, darf entscheidend sein. sondern es gilt, die Konsequenzen zu bedenken. Ein Loch in die Erde bohren, Sprengstoff rein und anzünden, so einfach geht es eben nicht. Die Verantwortung für die Mitmenschen, für die Kameraden im Schacht gilt es zu bedenken. Bevor so ein Weg beschritten wird, wird alles Menschen Mögliche bedacht, um Gefahren zu vermeiden. Tun wir das in unserm alltäglichen Leben? Machen wir uns Gedanken darüber, was unser Tun anrichtet im Kleinen und im Großen? Oder schauen wir nur auf das, was jetzt gerade vor uns liegt, wenn wir den Weg weitergehen wollen?

Ehrfurcht vor dem Leben, das aus Gottes Hand kommt. Der Bergmann weiß, dass falsches Tun Schaden anrichten kann, so dass es eben darauf ankommt, dies zu verhindern.

Als ein weiteres Gleichnis für unser Leben mögen die vielen Stollen in einem Bergwerk dienen. Es ist oft eine unüberschaubare Menge von Gängen und Wegen. Ein Bergmann kennt sich mit der Zeit in seinem Stollen aus und findet den Weg, das ist klar. Aber gerade beim Erstellen der Stollen müssen oftmals Wege gegangen werden, in denen man nicht weiterkam, wo man aufhören musste, wo man umkehren musste. Die Gänge unseres Lebens sind oft ähnlich unübersichtlich, wie die Stollen eine Bergwerkes. Die Erinnerung des eigenen Lebens wird da viele Wege zeigen, die dem unübersichtlichen Labyrinth eines Bergwerkes ähneln. Lange gerade Strecken ohne irgendetwas besonderes. Dann immer wieder mal davon abgehend kleine Seitenwege. Versuche des Neuen, abgebrochen, gescheitert, die Lust verloren.

Aber es sind die Gänge unseres Lebens, die zu unserem Leben dazugehören. Es sind die Gänge, die Gott mit uns gegangen ist und wo er es uns möglich macht, wieder herauszukommen, sie anzunehmen als einen Teil meines Lebens.

Das Leben geht nicht nur auf dem Hauptstollen entlang, da gibt es vieles andere daneben, mit dem wir leben müssen und das zu uns dazu gehört. Aber er lässt uns damit auch leben und will uns darin zu dem Ort führen , der unser Leben erfüllt. Doch wie kommt man dahin?, könnte man jetzt fragen. Auch dazu kann ein Utensil der Bergleute uns helfen.

Ich meine das Grubenlicht. Es sitzt auf dem Kopf und lässt die Hände frei sein. Es scheint nach vorne und gibt damit eine Spur an, der der Bergmann folgt. Auch dies Verstehe ich als eine Art Gleichnis. Die Hände sind frei, offen dafür, die Arbeit – Bild für das Leben – anzugehen. Sie halten sich nicht fest an einer Lampe, die dann sozusagen für das eigene Licht stehen würde, mit dem man die Welt beleuchtet. Nein, das Licht, das vor uns her scheint, ist uns aufgesetzt, es ist nicht unser eigenes, sondern ein fremdes Licht. Aber eines das uns den Weg weist. Als Christ sage ich: die Taufe setzt uns ein Licht auf, mit dem wir den Weg unseres Lebens beleuchten können. Wir können mit diesem Licht die Schätze des Lebens entdecken, können von diesem Licht her, den Weg finden, der uns an die Schätze des Lebens oder zum Licht des Lebens führt. Jesus Christus ist dieses Licht, das uns führt in unserem Leben. In seinem Licht gilt es, das vor uns liegende zu sehen, es anzunehmen oder zu verwerfen, gilt es unsere Wege zu gehen. Wir gehen dabei sicher auch mal die genannten Irrwege, auch als Christen, auch unter dem Licht Christi, aber dieses Licht lässt es uns auch erkennen und entdecken und den Weg zurückfinden.

Und wir kommen mit diesem Licht auch aus den dunklen Stollen des Lebens wieder heraus, es führt uns auf den Weg zum Licht des Lebens. Und damit sind wir auf dem wohl befreiendsten Weg des Bergmannes, den Weg aus dem Dunkel zum Licht.

Glück auf – sagt der Bergmann und meint damit, dass er die Sonne wieder sehen möge. Und jeder, der schon einmal in einem Schacht war, der weiß, wie befreiend es ist, die Sonne wieder zu sehen. Die Bergleute der vorelektrischen Zeit werden dies noch intensiver erlebt haben. Ich möchte sagen, dass auch das Sicheinlassen auf Gott ein solch befreiendes Ereignis sein kann. Sich Gott anvertrauen, sich seinem Wort stellen, ihn darin ehren und lieben, wie Luther im kleinen Katechismus sagt, das ist der Weg, der uns Menschen aus dem Dunkel zum Licht führt und damit zu einer Einsicht, die weiter greift als alle anderen menschlichen Weisheiten und Einsichten. In diesem Sinne wünsche ich GERD ein “Glück auf” – auf zum Licht des Ewigen Lebens..

Der Bergmannsgruß „Glück Auf“ ist fast so etwas wie ein Segenswort: Möge Gott Dich begleiten, vom Dunkeln ans Licht, von der Krankheit und dem Leid dorthin, wo es wirklich gut ist“.